Am 14. Mai 2011 fand in Lörrach der dritte Orgelabend statt.
Im Mittelpunkt des Programms stand die 1998 von Fischer und Krämer erbaute zweimanualige Orgel. Zum Konzept der Veranstaltungsreihe gehört, dass nicht nur Orgelmusik geboten wird; heuer trat zum ersten Mal ein Frauenprojektchor auf, der von Kornelia Juen geleitet wurde.
Andreas Eckhardt, Akademischer Rat an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, spielte Bachs Fantasie g-moll (BWV 542), den Choral „Allein Gott in der Höh´ sei Ehr“ (BWV 662) sowie zum Schluss die Fuge G-Dur (BWV 541). Dazwischen platzierte er zwei Choralbearbeitungen des 19. Jahrhunderts: zum einen des Ostpreußen Friedrich Wilhelm Markull, eines Zeitgenossen von Brahms, zum andern des Darmstädter Hoforganisten Johann Christian Heinrich Rinck, eines Zeitgenossen Beethovens und Schuberts. Auch wenn die Lörracher Orgel mit ihren 13 Registern nicht zu den großen gehört, so zeigte Eckhardt doch, dass kraftvolles Spiel, aber auch differenzierte Klanglichkeit auf ihr möglich sind.
Der für diesen Anlass gebildete Frauenchor trug dazwischen Motetten, Lieder und Choräle vor, die zwischen dem Mittelalter und der Gegenwart komponiert sind. Im Halbkreis stehend, aufeinander und die Dirigentin achtend, erfreuten sie mit vielfältigen dynamischen Abstufungen und feiner Durchhörbarkeit. In Mendelssohns „Hebe deine Augen auf“ aus dem Oratorium „Elias“ meinten die Zuhörer Engel hören zu singen, die den Propheten zum Durchhalten auffordern. Der Choral „Jesu, meine Freude“ im Bachschen Satz leitete über zu den Orgelvariationen von Rinck und zeigte so, wie unterschiedlich der Choral – vor allem gepflegt seit der Reformationszeit - in den verschiedenen Jahrhunderten aufgefasst wurde. Das Lied „Stern, auf den ich schaue“ aus der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts, allerdings in zeitgenössischem Satz von Friedemann Gottschick, führte in die Zeit, in der auch die Neuapostolische Kirche entstand, zurück.
Moderator Volker Habermaier, Orgelsachverständiger der Gebietskirche für den Apostelbereich Freiburg, führte durch das Programm. Er brachte den Zuhörern einige der Komponisten der musizierten Werke näher. Außerdem führte er in Geschichte und Bedeutung des Chorals für die symbolische Mitwirkung der Gemeinde im Gottesdienst ein.
Lebhafter Applaus dankte dem Organisten und dem Frauenchor für einen genussreichen und berührenden Abend, einer gelungenen inneren Vorbereitung der sonntäglichen Gottesdienste. Mit dem bekannten Pilgerlied „Wechselnde Pfade, Schatten und Licht“ eines anonymen Verfassers verabschiedeten sich die Sängerinnen von den begeisterten Zuhörern und zogen – gleichsam auf wechselnden Pfaden – stimmweise aus dem Kirchenraum. Langsam ebbte ihr Gesang ab und begleitete die Zuhörer beim Nachhauseweg.